Miradouro Sophia de Mello Breyner Andresen – Lissabon mit dem Blick einer Poetin

Lissabon wurde auf sieben Hügeln erbaut. Dementsprechend zahlreich sind die Aussichtspunkte. Einer der schönsten wurde vor ein paar Jahren nach der portugiesischen Dichterin Sophia de Mello Breyner Andresen umbenannt.

Sophia de Mello Breyner Andresen wurde 1919 in Porto geboren und stammte aus einer aristokratischen Familie. Während der faschistischen Diktatur gehörte sie zur politischen Linken und setzte sich unter anderem für die katholische Studierendenbewegung gegen das Regime in den 1960ern und für die Freilassung politischer Gefangener ein. Wegen ihrer politischen Aktivitäten war sie Repressionen durch die PIDE (politische Polizei) ausgesetzt. Ihre Gedichte und Jugendbücher drehen sich um das Meer und die griechische Mythologie. Sophia de Mello Breyner Andresen starb 2004 in Lissabon und gilt heute als wichtigste zeitgenössische Dichterin Portugals.
An dem ihr gewidmeten Aussichtspunkt findet man nicht nur eine Büste und eines ihrer Gedichte über Lissabon, sondern auch einen tollen Ort, um nachmittags gemütlich einen Kaffee zu trinken und den Blick über die Stadt zu genießen.

Wie komme ich hin?

Der Aussichtspunkt liegt an einem der höchsten Punkte der Stadt und ist immer noch besser unter seinem alten Namen Miradouro da Graça zu finden. Einfach mit der Straßenbahnlinie 28 bis S. Vicente fahren und dann den letzten – zugegebenermaßen steilen – Rest zu Fuß gehen. Fast ganz oben könnt ihr auch eine Pause an einem anderen feministischen Ort einlegen: Im Botequim, einst berühmt-berüchtigter Treffpunkt der intellektuellen Szene Lissabons.

Ich sage:

„Lissabon“
Wenn ich – aus dem Süden kommend – den Fluss überquere

Und die Stadt, in die ich komme, öffnet sich, als würde sie
aus meinem Namen g
eboren

Sie öffnet sich und ragt auf in ihrer nächtlichen Ausdehnung
In ihrem langen Strahlen von Blau und Fluss
In ihrem angehäuften Körper von Hügeln
Ich sehe sie besser, weil ich sie ausspreche

Alles zeigt sich besser, weil ich es sage.

(Ausschnitt aus dem Gedicht „Lisboa“ von Sophia de Mello Breyner Andresen; Übersetzung Tin)

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